Wieviel ist der Name Leica beim Kamerakauf wert?

 

Ich frage das, weil ich sehe, wie viel noch für Kameras bezahlt wird, die schon älter sind. Mein Beispiel ist die Leica Q. Die kam 2015 auf den Markt. Sie ist jetzt fast zehn Jahre alt.

Ein langjähriger Nutzer bot sie vor kurzem für 2400 Euro nach dem sog. großen Service bei Leica an. Da wurde die Kamera nach ca. 9 Jahren runderneuert und hat nun 24 Monate Garantie.

Zieht man den Service vom Preis ab, dann blieben für die Kamera ohne Service ca. 1800 Euro Verkaufspreis.  In dem Fall ohne Service hätte das Objektiv ohne Body ja nur einen Schrottwert, weil es nicht separat genutzt werden kann.

Der Neupreis der Leica Q war damals ca. 4000 Euro.

Hier sieht man, daß der Name Leica einen hohen Wert hat, wenn sich wirklich zu diesem Preis ein Käufer findet. Ich hätte höchstens mit Service 1400€ gezahlt.

Die Kamera macht ja keine besseren Bilder als andere Kameras. Aber sie bietet eben den Zutritt zur Leica-Gemeinde auf höchstem Niveau.

Die neue D-Lux 8 kostet neu 1590 Euro. Auch sie bietet den Zutritt zur Leica-Gemeinde.

Wie wägt man da ab?

Heute ist Leica nicht mehr das Statussymbol für Fotografie. Das ist eher das neuste Iphone.

„Die heute protegierten Produktlinien (SL, Q2, CL) sind zwar hochwertig, aber Mainstream. Welches Alleinstellungsmerkmal haben denn diese Kameras im Gegensatz zu Produkten von Sony, Nikon oder Panasonic?“ Stimmt! 

Und 2000 Euro für eine fast zehn Jahre alte Kamera?

Nach Cartier-Bresson hat Leica sich ganz gut weiterentwickelt und ist eine schöne Möglichkeit, sich fotografisch auszudrücken auf verschiedene Art.

Ich denke auch, daß in diesen unruhigen Zeiten Markennamen Sicherheit geben jenseits des Rationalen.

Aber ich fotografiere schon länger ohne Leica-Kameras.

Mir würde eine Leica Q heute gar nicht reichen. Wenn dann müßte es viel mehr Leica sein und dann auch noch viel drumherum. Und wofür?

Wäre ich dadurch glücklicher beim Fotografieren?

Bei der analogen Leica CL war ich es, weil die Kamera für mich genau richtig und griffig war. Die hätte ich mir digital gewünscht.

Bei der M6 war ich es nicht so.

Damals stieg ich von der Leica CL auf die Fuji X10 um.

Und dann kam Fuji mit der X100 und dies war eigentlich mein Höhepunkt bei der Umsetzung fotografischer Wünsche für selbst gestaltetes Fotografieren.

Leica bietet heute wieder alles als Kamerafirma vom Produkt bis zur Community.

Wäre ich heute digital  glücklicher?

Nur wenn es die neusten Produkte sind und davon mehr als eines. Und dann auch nicht wegen des Fotografierens sondern eher  wegen der sozialen Gebrauchsweisen.

Würde ich mir nun die Leica Q3 43 kaufen, dann würde ich immer glauben, die andere Q3 fehlt und die M11 und die M monochrom.

Und ich finde sie absolut nicht so griffig wie die analoge CL.

Wenn man sich anschaut, wer diese Kameras alle hat, dann wäre zu fragen, was machen die, die sich mehr als eine Q leisten können?

Oft bei der M eher nur sammeln, weil sie es können, vermute ich.

Und an dieser Stelle gibt es einfach auch viele, die Leica Produkte gar nicht mehr zum Fotografieren wollen sondern als Investitionsobjekte.

Wer sich eine M Sonderedition etc. kauft, der nimmt die doch nicht mit auf die Straße, um beste Fotos zu machen. Die ist ja nur viel wert, solange sie als Sammlerstück ohne Kratzer und Blessuren ist.

Insofern ist der Leica Markt ein doppelter Markt von Nutzern und Sammlern.

Leica ist aber auch einfach eine Lust und keine Last, wenn man dafür brennt.

Fotografisch ist Leica nicht einzigartig, aber nirgendwo ist die soziale Wahrnehmung so stark und positiv wie bei Leica.

Das ist das Geheimnis, das keines mehr ist.

Aber man muß eben auch sehen, es ist eine kleine Welt.

Die meisten um mich herum sind froh, wenn sie mit einem Handy fotografieren können und würden auch gar keine Leica wollen.

Wenn ich mir die Frage stelle, mit welcher Kamera ich glücklich war/bin, dann würde ich antworten die Fuji X100 und zwar die erste Version.

Und dies obwohl Fuji keine Community hat und überhaupt eher distanziert erscheint.

Aber die ist ja noch älter als die Leica Q!

Hier zeigt sich, daß ältere Kameras einen eigenen Charme haben, wenn sie noch in der Gegenwart genutzt werden können.

Und damit sind die Leica Q und die Fuji X100 immer noch im Spiel!

Zum Schluß würde ich resümieren, Zufriedenheit kann man sich nur bedingt kaufen und es ist nicht unbedingt eine Frage des Preises oder wie Schopenhauer schreibt: „Ueberdies aber hat uns bis dahin schon jeder Tag unsers Lebens gelehrt, daß die Freuden und Genüsse, auch wenn erlangt, an sich selbst trügerisch sind, nicht leisten, was sie versprechen, das Herz nicht zufrieden stellen und endlich ihr Besitz wenigstens durch die sie begleitenden, oder aus ihnen entspringenden Unannehmlichkeiten vergällt wird; während hingegen die Schmerzen und Leiden sich als sehr real erweisen und oft alle Erwartung übertreffen.“

In diesem Sinne ist dies meine Meinung ohne Beweiskraft aber mit Argumenten…

V1.1

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