Ich habe selten so zwischen Frust und Lust mit einer Kamera fotografiert wie mit der ersten Panasonic Lumix FZ1000 – wohlgemerkt mit Version 1.
Das ließ mir keine Ruhe.
Als Fan von Lumix Bridgekameras mit kleinem Sensor war ich ziemlich enttäuscht.
Lag es an mir?
Ja und Nein – es lag auch an mir und nicht nur an der „Serienstreuung“ oder anderen technischen Fehlern wie ich später herausgefunden habe. Aber ich bin mit diesen Problemen nicht allein und die Kamera trägt ihren Teil dazu bei, wie dieses verlinkte Video von Graham Houghton zeigt.
Deshalb erzähle ich mir hier die „ganze“ Geschichte.
Als die 1 Zoll Sensoren mehr in Mode kamen, hatte Sony mit der RX100 im Bereich der Kompaktkameras die Führung übernommen. Nikon hatte es nicht geschafft, die 1 Zoll Sensoren als DSLR Ersatz zu platzieren.
Panasonic war der Beste bei Bridgekameras mit den kleineren 1/2,3 Sensoren in der FZ Reihe und bei MFT aber nicht bei 1 Zoll Sensoren.
Und dann setzte Panasonic zusammen mit Leica den 1 Zoll Sensor von Sony in eine Bridgekamera.
Das war 2014 und der erste Versuch.
Als ich die Kamera 2015 kaufte, habe ich sie kaum genutzt.
Und dann spielte Panasonic mit der Lumix Tz101 auch schon seine Erfahrung im kompakten Kamerabau aus und es entstand eine kleine Kamera, die einfacher war und „bessere“ Bilder machte mit demselben Sensor wie die FZ1000.
Also legte ich die FZ1000 erst einmal wieder weg.
Jetzt schreiben wir das Jahr 2022 und die FZ1000 Version 1 ist immer noch bei Panasonic im Angebot und bei mir lag sie immer noch wie neu im Schrank.
Ich holte sie da raus und wir fingen an, uns intensiver miteinander zu beschäftigen…
Nun ist in den letzten Jahren viel passiert.
Smartphones ermöglichen z.B. heute gute Fotos mit einem einfachen Knopfdruck. Das kontrastiert doch sehr mit dem, was man können muß, um mit der Lumix FZ1000 gute Fotos zu erzielen.
Aber vielleicht ist ja gerade der Frust beim Fotografieren das Feuer für die Entfachung der Lust auf bessere Fotos.
Und so wurde meine Beschäftigung mit dieser Kamera immer mehr zum Gestaltungsmittel, um Frust durch Lust zu ersetzen.
Sie wurde quasi ein Fotolabor für Optik, Licht und Physik und sie erzeugt auch noch Flow dabei.
Den Rahmen dessen, was dabei auf mich zukam, hat Wolfgang B. aus Wuppertal im Lumix-Forum gut zusammengefaßt:
„Bei Landschaftsaufnahmen will man häufig viel Tiefenschärfe haben und man nimmt einen Schärfeverlust bewusst in Kauf. Bauartbedingt (kleinerer Sensor als MFT, APSC oder KB und dadurch kleinere Brennweite bei gleichem Bildwinkel) hat die FZ1000 einen größere Tiefenschärfe als die „Großen“, kommt aber auch viel früher in den Bereich von sichtbaren Beugungsunschärfen. Blende 8 ist bei der FZ1000 deshalb eigentlich nur der „Notnagel“.
Von daher ist es durchaus angebracht, auch bei Landschaftsaufnahmen bei Blende 4 oder 5,6 zu beginnen und dann zu schauen, „ob es passt“. Die Frage, inwieweit man Beugungsunschärfen in Kauf nehme sollte, ist also situationsbedingt und von der jeweiligen Intention des Fotografen abhängig. Bei einem Makro- oder Landschaftsbild treffe ich vollkommen andere Entscheidungen als bei einem Portrait.
Übrigens setzt die Beugungsunschärfe im Weitwinkelbereich viel früher ein als im Telebereich.
Häufig wird diese förderliche Blende auch als optimale Blende oder Blende mit optimaler Schärfe bezeichnet. Ich halte das aber für Quatsch, denn der optimale Schärfepunkt ist definiert durch die kritische Blende. Bei der kritischen Blende geht es um den Punkt an dem der Schärfezuwachs durch geringere Aberrationen beim Abblenden aufgezehrt wird durch Schärfeverluste durch Lichtbeugung. – Die Tiefenschärfe spielt in dieser Betrachtung keine Rolle.“
Und so machte ich mit der Kamera beim Fotografieren viele Erfahrungen. Ich würde sie heute nur in Bereichen bis ca. 8 Meter Umfeld nutzen.
Nehmen wir das folgende Foto mit dem Schmetterling aus Draht. Das ist so ein positives Highlight aus einer Entfernung von ca. 1,5 Metern mit ca 300 mm Brennweite umgerechnet auf Kleinbild.
Oder noch näher hier der Storchenschnabel mit seinem Rüssel und den Blüten:
Mit ca. 8 Metern Entfernung habe ich dann den Buddha porträtiert:
Der Buddha ist richtig gut und scharf abgebildet und das mit Blende F8 aber ohne Freistellung bei dieser Blende.
Aber dann wird es kompliziert, wenn das Motiv nicht mehr eindeutig und groß ist und noch weiter weg. Zunächst ein Foto, das die Entfernung zeigt:
Und dann der Versuch der Kamera, die blauen Blumen einzufangen:
Hier waren es 400mm mit Blende F6.3 und man sieht die Beugungsunschärfe. Es ist nicht möglich, die Blumen richtig scharf zu bekommen.
Aber auch mit Blende 4.5 war es nicht wirklich möglich, wobei ich auf die obere Blüte in der Mitte fokussiert habe.
Es wirkt flach und unscharf und ist unbefriedigend.
Umgekehrt konnte ich den Buddha – wie oben gezeigt – sogar mit F8 porträtieren.
Man sieht an diesen Beispielen wie Motivgröße und Abstand hier zusammenspielen.
Die Panasonic Lumix FZ1000 ist eine eher große Digitalkamera, die für mich in einem Umfeld von bis zu 8 Metern von klein bis groß mit diesen Einschränkungen nutzbar ist, wenn es um ruhiges Fotografieren geht.
Dann kann man auch gut mit Licht malen.
Nachfolgend noch ein paar gute Beispiele.
Hier habe ich aus einer Entfernung von ca. 1 Meter mit 400mm Brennweite auf die Taschenlampe aus Holz fokussiert und konnte diese sogar vor dem Hintergrund freistellen.
Und es geht noch näher:
Hier ohne Makromodus auf den runden Rand des Ständers fokussiert mit 90mm Brennweite.
Und hier im Makromodus ganz nah ran im Weitwinkel von 25mm:
Beim PixelPeeping sieht man sehr schön Größe und Grenze der Optik in der Version 1 der FZ1000.
Man merkt auch die Grenzen der Bildqualität im 1 Zoll Sensor, wenn man diese mit einem MFT Sensor vergleicht wie hier verlinkt.
Ich persönlich halte die FZ300 und die FZ82 für die weitaus praktischeren Bridgekameras, auch wenn der Sensor um einiges kleiner ist.
Aber die FZ1000 bietet alles an Problemen und Möglichkeiten in einer Hand, was eine Kamera bieten kann. Sie ist eben kein schönrechnendes Smartphone sondern verzeiht kaum Fehler und erfordert ein tieferes Verständnis von Optik, Beugung und vielem mehr.
Daher ist sie gut geeignet für das fotografische Lernen beim Tun – Learning by Doing – wenn man noch Lernen will statt nur abzudrücken.
Wer sich auf die Lumix FZ1000 einläßt, hat sich entschieden, den Wohlfühlraum der Fotografie zu verlassen, in dem AI und KI Geister alles übernehmen, und will selbst verantwortlich sein für die fotografische Gestaltung.
Als Lernraum Fotografie und Fotolabor ist die Kamera eine gute Wahl, weil sie eben auch viel Frust erzeugt und die Überwindung von Frust und Fehlern zu einem besseren Verständnis der eigenen Fotos führen kann. Und dann wird aus Frust endlich Lust. Zumindest ich habe so immer gelernt.
Um zu fotografieren, muß man heute nicht mehr vom Frust zur Lust kommen aber das einfache Auslösen von virtuellen Smartphonebuttons ermöglicht kaum Lernerlebnisse und tiefere Erkenntnis und echten Flow, weil Flow die Spannung zwischen Frust und Lust ist.
Die Kamera kann richtig gute Fotos produzieren unter den geschilderten Rahmenbedingungen, wenn alles zusammenspielt.
Für mehr empfehle ich die fotografischen Beiträge zur FZ1000 im dslr-forum.
Diese Bildersammlung zeigt auch in vielen Fällen dasselbe Schärfeproblem der Kamera, das ich habe, wobei dort viele dies nicht immer so sehen.
Daher weiß ich dann auch, dass es nicht immer nur die Person hinter der Kamera ist, sondern in diesem Fall das Zusammenspiel von technischer Umsetzung, Physik und Optik wie zusätzlich in dem verlinkten Video zu sehen ist.
So kann Fotografieren mehrdimensional, spannend und erkenntnisreich sein zwischen Anspannung und Entspannung.
Zuguterletzt gehört auch zu meinen Erfahrungen, daß ich mit dem Nachfolger – der FZ1000 2 – alle diese Probleme nicht habe.
Da sitzt der Fokus, da stimmt die Schärfe und auch das Handling, so wie man es von Lumix Kameras wie der FZ300 oder FZ82 gewohnt ist – ausgereift.
Dies bedeutet umgekehrt, dass Panasonic Erfahrungen mit einem Modell in neuen Produkten berücksichtigt und deshalb mag ich dieses Unternehmen so und bin ihm bis heute treu verbunden.
Aber das gehört vielleicht einmal in einen anderen Artikel.
2 thoughts on “Die Lumix FZ1000 als Fotolabor zwischen Lust und Frust”