Vollformat zum kleinen Preis – digitale Kleinbildfotografie für Amateure heute

Im Mai 2019 gab es die Sony Alpha 7 mit dem 28-70 inklusive Bildstabilisator für ca. 850 Euro als Angebot – Markteinführung war Ende 2013.

Im Mai 2022 gab es das Canon EOS RP Kit mit dem 24-105 IS STM für 999 Euro als Angebot – Markteinführung war Februar 2019.

Als die Sony Alpha 7 auf den Markt kam, waren Smartphones noch nicht wirklich eine Konkurrenz.

Heute sind sie es schon und Canon tut nun das, was Sinn macht.

Sie bieten einen guten Einstieg ins Vollformat – eigentlich Kleinbild – mit all den Techniken, die man von Smartphones kennt wie dem Zoomen mit Fingern auf dem Monitor etc.

Das ist klug und auf der Höhe der Zeit, wenn man Menschen zu Digitalkameras bringen will.

Aber sonst?

Wenn man beide Kameras vergleicht, wird deutlich wie gering die technischen Unterschiede sind.

Es sind eher wichtige Kleinigkeiten, die dem Zeitgeist entsprechen und so kaufentscheidend sein können.

Wenn ich mir dann Kameratests durchlese oder anschaue, merke ich, wie falsch mancher Blick und manches Urteil ist.

Denn diese Kameras müssen heute aus einer Welt gesehen werden, in der Smartphones die fotografische Herrschaft übernommen haben. Und dann sollen sie für diese Menschen attraktiv sein. Da ist der Fingerzoom schon echt gut und auch KI Einstellungen neben klassischen Einstellungsmöglichkeiten.

Gut gefallen hat mir die Besprechung von Ken Rockwell.

Aus meiner Sicht wird aber noch mehr deutlich.

Digitales Kleinbild für ca. 1000 Euro bedeutet in Zeiten mit Smartphones bis zu 2000 Euro, daß sich Wert und Preis bei neuen Produkten auch zunehmend neu justieren.

Wer ein Smartphone für ca. 1000 Euro kauft, will nicht mehr unbedingt eine Vollformatkamera sondern erwartet eher von seinem Smartphone eine leichte fotografische Lösung.

Digitale Kleinbildfotografie muß also einen echten Mehrwert bieten ohne teurer zu sein.

Welchen Mehrwert bieten heute solche Kameras?

Sie bieten in meinen Augen eher anderes.

Das Andere muß aber nicht mehr wert sein sondern kann eher eine Alternative oder sinnvolle Ergänzung zu einem ähnlichen Preis sein.

Es gibt also zwischen 1000 und 2000 Euro eine echte Schnittmenge und neues Denken.

Man kann nun vielfältig argumentieren.

Wer sich ein Iphone 13 Pro für ca. 1000 Euro und eine Canon RP für ca. 1000 Euro kauft, der kann für insgesamt ca. 2000 Euro wohl mindestens 5 Jahre ohne grosse Zusatzkosten genußvoll Spitzenfotografie betreiben.

Da mittlerweile durch Handyverträge und Null Prozent Finanzierung solide Bezahlung möglich ist, wird dies alles aktuell für Normalverdiener mit fotografischer Amateurlust zu einer bezahlbaren Angelegenheit.

 

Wer mehr Geld ausgeben oder anderes will, der fängt natürlich erst nach diesem Artikel an.

 

Wer in Drohnen, sog. Action-Kameras oder Smarthome denkt bzw. lieber Videos macht, der ist ebenfalls anders orientiert und meistens nicht an Kleinbild interessiert.

 

Insofern ist dieser Artikel hier ein Blick auf Menschen, die klassische Fotografie mit modernem Equipment zu bezahlbaren Preisen auch mit Kleinbildsensor wollen.

Der Kleinbildsensor ist nicht besser als APS-C (oder MFT) aber anders wie Peter Roskothen so schön schreibt:

„Der Crop-Faktor muss allerdings auch auf die Blende angewendet werden, wenn man die Schärfentiefe von APS-C versus Vollformat vergleichen möchte. Vergleichen wir also ein 16 mm F1.4 Objektiv, so entspricht dies einem kleinbildäquivalenten 24 mm Objektiv mit einer Offenblende von F2 (die Blende nur in Sachen Schärfentiefe). Folgerichtig ist es mit einer Vollformatkamera oder Mittelformatkamera, bei entsprechend offenblendigen Linsen, einfacher mit weniger Schärfentiefe zu arbeiten.

Für Vollformat-Kameras sind sogar Objektive von 85 mm Brennweite und F1.2 zu erhalten. Diese Objektive müssten bei einer Fujifilm-X-System-Kamera eine Brennweite von 56mm bei Offenblende F0.8 bieten. Ein solches Objektiv mit einer so großen Offenblende gibt es derzeit nicht zu kaufen. Das offenblendigste Objektiv von Fujifilm ist das XF56mm F1.2, was umgerechnet einem Vollformatobjektiv mit F1.8 entspricht. Eine kleine Schärfentiefe kann demnach ein Kaufargument für das Vollformat oder das Mittelformat darstellen. … Hier kommt aber auch gleich ein kleiner Einwand: Wer benötigt eine solche kleine Schärfentiefe außer Modefotografen? Wenn Sie mit einer Vollformatkamera und 85 mm Objektiv Portraits fotografieren und 2 Meter von Ihrem Model entfernt stehen, dann können Sie keine Blende F1.2 einsetzen, da nicht mal die Nasenspitze scharf ist, wenn Sie auf das Auge fokussieren (4 cm Schärfentiefe). Wir müssen auf diese Distanz auf eine Blende F2.8 (8,7 cm Schärfentiefe) oder F4 (12,4 cm Schärfentiefe) abblenden, um mindestens von der Nasenspitze bis zum Auge Schärfe zu erhalten.“

Wer die „kleine Schärfentiefe“ will, der nimmt vielleicht eher das Kleinbild.

Wir leben also fotografisch heute in wunderbaren Zeiten.

Die soziale Nutzung der Fotografie heute ist allerdings wieder eine andere Frage.

Aber die braucht dann auch einen anderen Artikel.

 

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