Blickführung beim Fotografieren mit dem Handy

 

Ein Praxisbericht

Ich benutze das Handy (Smartphone/Iphone) für schnelle Fotos nah dran, mittendrin und unterwegs.

Als wir 2023 beim Stadtfest in Wermelskirchen waren, konnte ich verschiedene Dinge ausprobieren.

Darunter war auch die Frage, wie es mir gelingt, bei schnellen Fotos mit dem Smartphone die Bildaussagen richtig zu betonen durch Wahl des richtigen Ausschnitts, weil Handys für Freistellung und Bokeh eher ungeeignet sind.

Dabei geht es um die Blickführung.

Ich habe drei Fotos ausgewählt und diese mit etwas HDR nachbearbeitet, um alles etwas deutlicher herauszuarbeiten für diesen Text.

Schauen wir uns das erste Foto an:

Wohin führt der Blick?

Er führt zunächst auf die Hand mit der Sonnenbrille. Dies sagt uns, wie das Wetter war. Danach wird die Frage beantwortet, wo es war, weil der Blick weitergeht zur Fahne mit der Aufschrift „150 Jahre Stadtrechte Wermelskirchen.“

Dann wird der Blick erweitert durch die Umgebung mit den Menschen, die dabei ausschnitthaft zu sehen sind. Das hat den Vorteil keine speziellen Personen auf dem Foto zu betonen und zugleich die Gruppe zu zeigen.

So erzählt dieses Foto viel ohne Worte und kann doch einen Text nicht ersetzen.

Damit wechseln wir zum zweiten Foto:

Hier wechselt der Blick vom Detail auf das Ganze. Es war ein Fest für alle Kulturen. Während einige sich verkleideten, war für andere ihre Alltagskleidung dabei. Das Thema Kleidung, Verkleiden, kulturelle Vielfalt, Veränderungen, buntes Leben ist auf diesem Foto gut zu sehen. Jeder wird seine eigenen Dinge auf dem Foto finden, je nach Blickwinkel. Auf jeden Fall ist es friedlich und frei.

Und damit komme ich zum dritten Foto:

Dieses Foto enthält eine bewußt gestaltete Blickwinkelführung bei einem schnellen Smartphonefoto. Ich wollte die blauen Rasseln  betonen als Element der Gruppe. Rote Rasseln wären visuell besser gewesen aber das Foto soll ja zeigen, wie es war.

Deshalb ist auch links unten als erster Blickpunkt eine Hand mit einer Rassel zu sehen. Diese führt dann weiter diagonal durch das Foto zur nächsten Rassel und zur übernächsten Rassel. Und zum Schluß hält die Bubble Tea Figur auch etwas in der Hand.

Allerdings ergab sich dabei ein Problem. Denn vor der Bubble Tea Figur steht eine Frau. Sie wäre quasi der Zielpunkt der diagonalen Blickführung geworden und das wollte ich nicht, weil dies nicht zum Thema passte. Also mußte ich auf einen Moment warten bei dem sie unauffällig blieb. Ich hatte Glück und die dritte Rassel war für einen Moment so vor der Person, daß sie diese verdeckte und zugleich direkt überleitete zu der Bubble Tea Figur.

Das ist so ein entscheidender Moment für ein Foto, wenn es ein echtes Foto sein soll ohne nachträgliche Eingriffe und bewusst gestaltetem Aufbau.

Damit habe ich in drei Fotos versucht zu zeigen, wie mit dem Smartphone auf die Schnelle eine Blickführung umgesetzt werden kann, um mit Fotos Geschichten zu erzählen.

Weil es ein buntes Fest war, wären monochrome Fotos nicht sinnvoll gewesen. Auch dies ergibt sich fotografisch aus der Natur einer Sache.

Das Ganze zeigt einerseits die vielen neuen Möglichkeiten moderner Handys und andererseits ihre Grenzen: Bokeh und Fokussierung oder Freistellung wie mit einer klassischen digitalen Kamera kann man fast vergessen.

So zeigt sich wie vielfältig die neue fotografische Welt ist und was man wo trotz der Einfachheit beim Auslösen alles noch selbst machen muß, um gute Fotos und aussagekräftige visuelle Erzählungen zu erstellen.

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